Folge III mit Prof. Dr. Anne Sliwka
Shownotes
In der dritten Folge des Podcasts blickt Bildungsminister Sven Teuber gemeinsam mit Prof. Dr. Anne Sliwka über den Tellerrand hinaus: auf erfolgreiche Bildungssysteme in Kanada, Estland oder Singapur. Wie gelingt gute Schulentwicklung und was können wir als Bildungsland daraus lernen?
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00:00:00: Probleme sind unsere Freunde, ohne Probleme können wir nicht lernen.
00:00:03: Und das ist so ein anderer Mindset.
00:00:05: Also man muss aus diesem Blaming rauskommen, man muss aus dem Jammern rauskommen und man muss einfach ins gemeinsame Handeln kommen und das auf allen Ebenen des Systems.
00:00:23: Herzlich willkommen bei der nächsten Folge.
00:00:25: Teubers große Pause.
00:00:27: Rund um die Weihnachtszeit, in der sicherlich auch an der einen oder anderen Stelle gebacken, gekocht oder irgendwie auch Möglichkeiten gegeben wird, am Rande von Tätigkeiten diesem Podcast zu lauschen.
00:00:38: Ich wünsche jedenfalls viel Freude und neue Erkenntnisse bei der heutigen Folge und vor allem die besinnliche Weihnachtszeit und guten Start ins neue Jahr, wo wir uns dann auch in diesem Podcast wieder hören.
00:00:50: Diese Folge hat den Blick über den Tellerrand im Mittelpunkt, denn es ist immer gut, wenn man außerhalb seiner eigenen Bubble sich bewegt und auch von anderen Perspektiven lernt und vor allem am besten von denen lernt, die sehr erfolgreich schon Bildung umgesetzt haben und politische Wege eingeschlagen haben, von denen man Dinge abkommt.
00:01:11: gucken kann oder vor allem auch interpretieren kann für die eigene Landschaft.
00:01:15: Wir schauen also aus Rheinland-Pfalz heute auch bewusst zum Beispiel nach Kanada, Finnland, Estland oder Neuseeland Länder, die mit ihren Schulen neue Gewege schon gegangen sind und nachweislich sehr erfolgreich sind.
00:01:26: Es sind Bildungssysteme, die Vertrauen schenken und dafür auch Ergebnisse bekommen und gute Bildung entsteht, in dem Zusammenhang gerade in diesen Ländern nicht durch Druck, sondern durch Vertrauen, Kooperation und Mut zur Veränderung.
00:01:37: Eine viel belegte These, die ich auch schon in der ersten Folge meines Podcasts mit dem Netzlehrer Bob Blume aufgegriffen habe.
00:01:44: Und in diesen Ländern ist es auch tatsächlich so, dass alle gemeinsam ein, dass Schulen mehr pädagogische Freiheit haben und durch datenbasierte Unterstützung gezielte Schulaufsicht auch begleitet werden.
00:01:54: Deshalb ist meine Leitfrage heute, wie gelingt gute Schulentwicklung und wie können wir als Bildungsland daraus lernen?
00:02:02: Darüber spreche ich heute mit Professorin Dr.
00:02:04: Anne Slivka, Bildungsforscherin, international vernetzt, Beraterin für Schulentwicklung und Expertin dafür, wie Systeme erfolgreich lernen.
00:02:12: Sie weiß, warum Kanada, Finnland oder Estland Schule neu denken und was wir davon mitnehmen können.
00:02:18: Liebe Frau Professorin Slivka, liebe Anne, du hast viele internationale Bildungssysteme beforst und beraten von Kanada bis Estland.
00:02:28: Und ein Zitat von dir ist Wir können von Kanada das Vertrauen lernen, von Finnland die Lehrerbildung, von Estland den digitalen Mut und von den Niederlanden die Flexibilität.
00:02:39: Ich hoffe, das habe ich richtig zitiert.
00:02:41: Bevor wir zu den einzelnen Faktoren kommen, was sind die zentralen Gemeinsamkeiten erfolgreicher Bildungssysteme, wenn es um Schulentwicklungen geht, liebe Anne?
00:02:50: Ja, erfolgreiche Bildungssysteme.
00:02:52: Also erst mal vielen Dank für die Einladung.
00:02:53: Ich freue mich auf das Gespräch.
00:02:55: Wir kennen uns ja schon ziemlich lange, weil du warst Studierender in meiner Vorlesung in Trier.
00:03:03: Ich habe zu meinem Mann heute Morgen gesagt, so alt bin ich schon.
00:03:06: Nein.
00:03:07: Die
00:03:07: ersten studierenden Kultusminister sind also schon ziemlich beeindruckend.
00:03:12: Ich freue mich auch total, dass wir jetzt wieder hier zusammengefunden haben über die Sache.
00:03:16: Das ist wirklich, wirklich schön.
00:03:18: Also auch die gemeinsamen... Erfahrungen dann in Kanada austauschen konnten schon.
00:03:22: Ja, spannende Einstiegsfrage.
00:03:25: Also ich glaube, diese erfolgreichsten Schulsysteme auf der Welt sind lernende Systeme, wo eben nicht nur Schulentwicklung, sondern auch Schulsystementwicklung betrieben wird und die einzelne Lehrkraft vor Ort an der Schule durch das Schulsystem in seiner Lernfähigkeit unterstützt wird.
00:03:43: Und es funktioniert eben vor allem über diesen Treiklang gemeinsame Ziele.
00:03:48: Also, dass das System sich gemeinsame Ziele setzt für die Kinder und Jugendliche, dann auch Dateneinsätze, Daten nutzt, um herauszufinden, wo stehen wir und wirklich so diesen Blick in den Spiegel auch wagt, bis auf die Einzelschulebene runter.
00:04:06: Und dann in die kooperative Professionalität geht, also gemeinsam auf verschiedenen Ebenen die Arbeit macht, um die Probleme zu lösen.
00:04:15: Und das ist einfach eine kleinteilige Arbeit, die muss Schritt für Schritt gemacht werden.
00:04:18: Deswegen hilft auch das ganze Jammern in Deutschland überhaupt nichts, aus meiner Sicht.
00:04:24: Weil Jammern löst halt kein Problem, sondern dieses gemeinsame Arbeiten löst Probleme.
00:04:30: Ja, ich sage mal über das deutsche Jammern, glaube ich, gibt es in allen Berufsbereichen immer wieder gemeinsame Sachen.
00:04:35: Aber was Schule angeht, sprechen immer sehr, sehr viele mit.
00:04:37: Das ist so ähnlich wie bei der Bundesfußballnationalmannschaft von Frauen oder Männern.
00:04:42: Da können auch immer viele sehr viel mitreden.
00:04:45: Was aber in Deutschland häufig auch ein Thema ist und du hast gesagt, dass gemeinsame Arbeiten und das auch finden von gemeinsamen Lösungen.
00:04:52: Da ist in Deutschland erleb ich häufig ein Spannungsfeld zwischen Vertrauen und Kontrolle.
00:04:57: Und in diesem Spannungsfeld bewegen wir uns häufig.
00:05:00: Wie schaffen aus deiner Sicht andere Länder diesen Spagat und schaffen die den vielleicht sogar besser als wir?
00:05:05: Das sind Länder, die haben entschieden, dass Bildung ganz zentral ist für gesellschaftlichen Erfolg.
00:05:12: Ganz wichtig ist, um Menschen Lebenschancen zu geben, auch Mobilitätsversprechen zu geben und letztlich stecken dahinter auch wirtschaftliche Interessen.
00:05:22: Also einfach eine starke Gesellschaft mit einem starken Wirtschaftssystem ist auch politisch stabiler als eine Gesellschaft mit einem schwachen Wirtschaftssystem.
00:05:31: Und das haben die für sich klar erkannt.
00:05:34: Viele dieser Systeme haben ja aus einer Bedrohung heraus auch agiert.
00:05:38: Also gerade Estland und Finnland, auch die Nähe zu Russland war immer für die auch eine geostrategisch bedrohliche Situation.
00:05:45: Die wollten da ganz klar sich zu einem starken Land machen mit einer gut ausgebildeten Bevölkerung.
00:05:51: In Singapur war es auch so ähnlich.
00:05:53: Also da gibt es ja lange Jahre die militärische Bedrohung durch Singapur und um Singapur stark zu machen, hat man gesagt, Bildung ist ganz, ganz wichtig.
00:06:00: Und jetzt kann man ja sagen, ist ganz Europa in der Situation, dass wir uns resilient machen müssen.
00:06:05: Und für mich ist Bildung ganz klar ein Resilienzfaktor, also eine gut ausgebildete Bevölkerung, gut ausgebildete Menschen.
00:06:11: sind die beste Versicherung gegen den wirtschaftlichen Abstieg und für die Sicherung der Demokratie.
00:06:17: Und du würdest tatsächlich dann auch sein, dass man durchaus in diesem Prozess den Schulen mehr Autonomie und Vertrauen auch geben kann, um in diesem Prozess voranzugehen?
00:06:25: Ja, das ist eben so eine Rochade.
00:06:28: Also die bekommen mehr Autonomie und Vertrauen, aber sie müssen im Gegenzug auch ihre Daten offenlegen.
00:06:34: Also es ist nicht einfach nur Schulautonomie.
00:06:36: Ich bin kritisch, was diesen Glauben an Schulautonomie wird alle Probleme lösen, betrifft.
00:06:42: Also das sehe ich nicht so.
00:06:44: Wenn man auf Schulautonomie setzt, dann hat man... einigen Schulen sehr charismatische Schulleiterinnen und Schulleiter, die schaffen das ein tolles Team aufzugleisen und das Team auch zu motivieren.
00:06:54: Und da entwickeln sich die Schulen ganz fantastisch.
00:06:56: Und das sehen wir seit vielen Jahren auch in Deutschland.
00:06:59: Das ist immer wieder funktioniert.
00:07:02: Wenn man aber umgekehrt die nicht vernetzt untereinander und mit dem System und auch Daten bereitstellt, dann nützt die Autonomie bestimmten Schulen gar nichts.
00:07:14: Also wenn die Schulleitung nicht stark ist, wenn die Schulleitung nicht charismatisch ist und wirklich auch führt und mit dem Team im Hintergrund an der Schule eng zusammenarbeitet und das schafft, überhaupt ein Team zu entwickeln, also das regelmäßig zusammen Unterricht zum Schulentwicklung betreibt, dann nützt die Autonomie nichts, dann bleibt die Schule stehen.
00:07:33: Also diese kooperative Professionalität ist der Motor für Schulentwicklung und Autonomie alleine löst es nicht, sondern wir brauchen diesen Mix aus Zielen, Daten und kooperativer Professionalität oder wie wir das ja auch in Kanada gesehen haben, gemeinsam wirklich sich ehrlich machen und auf Daten blicken.
00:07:56: Aber eben nicht nur die Einzelschule, sondern auch das Schulsystem und das Schulsystem als Unterstützungssystem.
00:08:04: weiterentwickeln, sodass die einzelne Lehrerin vor Ort durch das Team an der Schule unterstützt wird und die einzelne Schulleiterin auch letztlich vom Backend des Systems profitiert.
00:08:16: Also ein starkes Landesinstitut, das gute Informationen liefert, das Wissen gut aufbereitet.
00:08:23: Die Schulaufsicht, die als Unterstützungssystem fungiert und sich für die einzelnen Schulen interessiert.
00:08:31: auch die regionale Verzahnung der Schulen, die sich gegenseitig unterstützen, damit die nicht eben in ihrer Bubble bleiben.
00:08:38: Wir kommen auch gleich nochmal zur Rolle der Schulaufsicht.
00:08:40: Ich sage mal, ich habe immer noch total in positiver Änderung unseren gemeinsamen Aufenthalt in Kanada, weil das einfach so inspirierend war vor Ort.
00:08:47: Ich habe hier auch direkt eine Kanadattasse von einer Kollegin geschenkt bekommen, weil ich dich ganz davon schwärme.
00:08:53: Du warst ja jetzt schon häufiger dafür aus, was macht vor Ort auch, was macht denn für dich dieser Kanada-Spirit so aus?
00:09:00: den wir da miteinander erlebt haben.
00:09:02: Der Canada Spirit ist immer ein Team Spirit, also dass es immer keiner kann es alleine schaffen und es zieht sich durch das gesamte System, also eigentlich durch alle gesellschaftlichen Bereiche.
00:09:14: auch durch das Schulsystem und auch über die Hierarchie eben dann hinweg.
00:09:19: Es ist so, dass es immer, dass man sich immer als Team versteht.
00:09:22: Das ist immer Team Canada letztlich.
00:09:24: Also es geht immer im Grunde wie beim Sport.
00:09:27: Es geht immer darum, dass Team Canada am Ende gewinnt oder gut dasteht und einfach Erfolg hat zusammen.
00:09:32: Und der Erfolg ist immer ein gemeinsamer Erfolg und kein einzelner Erfolg.
00:09:36: Und dazu ist ein hohes Maß an Vertrauen notwendig, also dass man sich gegenseitig vertraut, dass man viel miteinander spricht, auch sehr ehrlich miteinander spricht und dann ist aber nicht dabei bewenden lässt, dass man mal miteinander gesprochen hat, so nach dem Motto schön, dass wir mal miteinander gesprochen haben, sondern immer diesen nächsten Schritt geht.
00:09:54: Okay, was ist jetzt zu tun?
00:09:55: Wie können wir es verändern?
00:09:56: Wie können wir es verbessern?
00:09:58: Und das auch in so einem Spirit des gemeinsamen Lernens.
00:10:01: Also niemand in Kanada sagt, ich weiß, wie es geht oder ich auf meiner Hierarchie eben, ich weiß genau, wie man das machen muss, sondern alle begreifen sich als Lernende und deswegen haben sie auch keinerlei Berührungsängste mit Daten, weil sie einfach sagen, die Daten, die ermöglichen uns her dem Blick in die Realität und sind der Ausgangspunkt für dieses gemeinsame Lernen.
00:10:23: Und die bieten uns aber noch nicht die Lösungen für die Probleme, sondern das ist der Punkt, wo wir anfangen zu überlegen, na was tun wir als Nächstes?
00:10:31: Und dann sind sie auch mutig und probieren Sachen aus, auch ohne, dass es schon hundertwissenschaftliche Gutachten darüber gibt.
00:10:37: Also, sie sind wirklich unternehmerisch in ihrem Denken und in ihrem Handeln.
00:10:41: Also, du hast jetzt schon die Daten angesprochen, die in Kanada sehr zentral sind.
00:10:46: Das haben wir uns ja auch angeschaut.
00:10:48: Aber die sind ja in Linien nicht nur zu Kontrolle, sondern die dienen ja vor allem auch zur Schulweiteentwicklung und Schulentwicklungsprozessen auch.
00:10:55: Kannst du vielleicht mal darstellen, wie das aus deiner Sicht konkret so funktioniert?
00:10:58: Warum braucht es da für Daten?
00:11:00: Wie helfen die zu einer Schulentwicklung?
00:11:02: Ja, also Kontrolle ist tatsächlich nicht im Vordergrund, sondern die sagen immer no blaming, just learning.
00:11:09: Also niemanden in die Ecke stellen mit Daten, niemanden an den Pranger stellen mit Daten, sondern Daten einfach zum gemeinsamen Lernen nutzen.
00:11:18: Und das ist natürlich ein ganz anderer Geist als diesen... Kontrolle und Aufsicht, sondern es ist immer Beratung und Unterstützung.
00:11:26: Aber der Vertrag, der dahinter steht, ist auch, alle müssen bereit sein, sich zu bewegen.
00:11:31: Also niemand darf stillstehen, sondern man ist immer in diesem gemeinsamen Arbeitsprozess.
00:11:35: Was ist unser nächstes Problem, das wir ihr gemeinsam lösen wollen?
00:11:39: Und Michael Fuln, mein kanadischer Kollege, sagt auch Probleme sind unsere Freunde.
00:11:44: Also Problems, our friends, Probleme sind unsere Freunde, ohne Probleme können wir nicht lernen.
00:11:49: Und das ist so ein anderer Mindset.
00:11:51: Also man muss aus diesem Blaming rauskommen, man muss aus dem Jammern rauskommen und man muss einfach ins gemeinsame Handeln kommen und das auf allen Ebenen des Systems.
00:12:00: Braucht es dazu auch eine andere Fehlerkultur bei uns?
00:12:03: Definitiv.
00:12:04: Also Fehler sind völlig normal.
00:12:07: Fehler sind immer der Ausgangspunkt für den nächsten Schritt im Leben, so ist es halt.
00:12:11: Und dafür brauchen wir eine andere Fehlerkultur und das ist eine Vorbedingung dafür, dass wir Entwicklung ernst nehmen, dass wir Entwicklung annehmen und dass wir in diese Entwicklungslogiken reingehen.
00:12:23: Ja, ich sage mal, im politischen Raum über Fehlerkultur zu reden ist halt auch immer so etwas, weil natürlich bei uns immer gleich auch alle erwarten, naja gut, da hat der hat oder die hat sozusagen die Lösung für alle Probleme.
00:12:35: Nichtsdestotrotz wissen wir natürlich, dass Bildung und Probleme auch in Bildung häufig Polikausal sind, in denen zusammenhängen, dass hier natürlich auch aus vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen gespeist werden und Kinder und Jugendliche eben tatsächlich auch in unterschiedlichen Unterstützungssystemen arbeiten müssen und auch gefördert werden müssen.
00:12:51: Aber Daten zeigen ja mehr.
00:12:52: Endeffekt und ein zentraler Fakt in Kanada war ja auch Bildungsgerechtigkeit.
00:12:58: Das heißt auch Zugang zu Bildung ist eines der höchsten Ziele, das eben auf Leistung und auf Kompetenzen ankommt und eben nicht auf Herkunft in denen zusammenhängt.
00:13:08: Würde es zu sagen, das wäre in Rheinland-Pfalz aber auch in Deutschland weit auch eines der größten Ziele, wenn wir uns eins stecken müssten.
00:13:15: Ja, also ich würde drei Ziele eben nicht gegeneinander ausspielen wollen.
00:13:20: Wir plädieren ja für diesen Treiklang.
00:13:22: den wir ja auch vor allem aus Kanada übernommen haben, aber den auch andere Bildungssysteme weltweit von den Kanadiern gelernt haben.
00:13:30: Und das ist das Ziel der Kompetenzentwicklung.
00:13:33: Also alle Schülerinnen und Schüler sollten die Mindeststandards erreichen, vor allem im Bereich Mathe Deutsch, also den Asiskompetenzen.
00:13:40: Möglichst viele sollten die Regelstandards erreichen und so viele wie möglich die Optimaltstandards.
00:13:45: Das wäre diese erste Ecke des Dreiecks.
00:13:48: Die zweite Ecke des Dreiecks ist die Bildungsgerechtigkeit.
00:13:51: Die halten wir für ganz wichtig.
00:13:52: Also diese Entkopplung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg ist wichtig, weil eine Gesellschaft, die das nicht als Ziel verfolgt, die gibt, dass soziale Aufstiegsversprechen auf.
00:14:02: Und wenn wir dieses Versprechen der sozialen Mobilität aufgeben, dann erstarrt die Gesellschaft.
00:14:08: Also dann ist keine Dynamik in der Gesellschaft.
00:14:11: Und es muss einfach so sein, dass jeder zu einem gewissen Grad seinen Eigenschicksal auch in die Hand nehmen kann.
00:14:16: Das ist auch demokratisch stabilisierend.
00:14:18: Absolut, ja.
00:14:20: Also, wenn das Gefühl entsteht, dass alles vorbestimmt ist durch die Erkunft, dann ist das gefährdend für die Demokratie.
00:14:28: Und der dritte Bereich wäre Wohlbefinden und Persönlichkeitsentwicklung.
00:14:32: Und wir sehen ja in den Studien, dass seit Jahrzehnten weltweit das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen zurückgeht.
00:14:38: Und deswegen ist es mittlerweile auch ein sehr wichtiges Ziel, dass Schule ein Ort ist, an dem Kinder sich sicher fühlen, wohl fühlen, Ansprechpersonen haben, denen sie vertrauen können.
00:14:48: auch das Gefühl haben, ich lerne hier nicht nur Mathe und Deutsch, sondern ich kann hier auch meine Talente entdecken und meine Persönlichkeit entwickeln.
00:14:57: Und jetzt ein kleiner Werbeblock.
00:14:59: Als ich in Kanada war und durch die eine Schule ging, von denen ich viele besuchte, begegnete ich einer Schülerin zufällig.
00:15:08: Sie hörte, dass wir Deutsch sprachen.
00:15:10: Und sprach uns auch auf Deutsch an, das war schon mal eine erste Überraschung, ließ in Deutsch, erwartet man in den Bereichen jetzt sofort nicht.
00:15:17: Und dann kam diese Schülerin sofort auf das Thema, was sie so sehr bewegte, die Abschaffung der unankönten H.U.S.
00:15:24: in Deutschland, wie sie sagte.
00:15:26: Davon war sie ausgegangen.
00:15:28: Als wir dann in zweitere Gespräche kamen und sie tatsächlich mitbekam, dass das für Rheinland-Pfalz gilt, weil es in anderen Bundesländern diese Sache schon gar nicht gab, war sie umso überraschter, dass ich derjenige war, der das entschieden hat.
00:15:39: Und umso erleichteter, dass ich das tat, weil sie aus eigener Erfahrung in ihrer Schulzeit in Rheinland-Pfalz, deshalb sprach sie so gut Deutsch, erfahren hat, welchen Druck sie dort erlebt hat, auch aufgrund von unheimen Königten-HRUs und wie sie viel besser erfolgreicher Lernen und Leistungen bringen kann, jetzt in Kanada mit einem das viel stärker auf das Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern achtet und viel mehr Bindungs- und Beziehungsarbeit und Augenhöhe auch ermöglicht.
00:16:04: Und in dem Sinne hat sie von ihren Freundinnen und Freunden in Mainz und Umgebung gespiegelt bekommen, wie sehr das auch schon durch die Abschaffung unangekündigten Haïs in Rheinland-Pfälzischen Schulen jetzt auch mehr in die Perspektive rückt.
00:16:17: Dankbarkeit von jungen Menschen
00:16:19: und
00:16:20: eine Beachtung, dass Politik ihr Leben beeinflussen kann.
00:16:23: Ich finde ein guter Beitrag, dass A. Mainz und Rheinland-Pfalz weltweit vernetzt ist und prägen kann.
00:16:30: und B, dass wir von Kanada lernen können.
00:16:32: und C, dass junge Menschen merken, wenn Politik ihr Alltag beeinflusst, dass ich mich demokratisch bilden und engagieren sollte.
00:16:39: Mehrfach Win, Win, Win.
00:16:41: Und jetzt geht's weiter.
00:16:43: Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir durch Kanada gegangen sind.
00:16:45: Wir waren ja auch in einigen Schulen und in einer einen Schule, der Schulleiter mit Ghetto-Vs durch die Gänge gegangen ist und sagt halt, hey, schön, dass du da bist.
00:16:55: Und die ihnen eigentlich mehr begrüßen wollten und zeigen wollten und sagen wollten, hey, ich bin da, sieh mich ja und nehme mich wahr.
00:17:01: und schön, dass wir eine Beziehung zueinander haben.
00:17:05: Das zeigt ja schon, dass es durchaus auch um Beziehung und um Bindung auch geht in den Bereichen, um genau dieses Dreieck.
00:17:12: auch erfolgreich zu machen, oder?
00:17:14: Gerade in der Welt heute, in der wir leben, das ist ja doch eine Welt, die sehr krisenhaft ist und alle Krisen der Welt kommen ja auch immer sofort bei uns an.
00:17:22: Ich denke, das war auch anders, als ich ein Kind war.
00:17:25: Ich bin ja auch in Rheinland-Pfalz aufgewachsen auf dem Land und wir hatten natürlich keine Handys.
00:17:29: Es gab keine Handys, es gab kein Internet zu der Zeit.
00:17:32: Es lief noch Testbild im Fernsehen.
00:17:34: Genau, also da gab es auch schon Krisen, aber die sind nicht alle so unmittelbar bei uns angekommen.
00:17:38: Das heißt, ich hatte doch auch eine sehr schöne und unbelastete Kindheit.
00:17:42: Aber heute kommt das alles an, das prägt, das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen und gerade deswegen kommt es in der Schule darauf anders, dass ein Raum ist, in dem es einem gut geht, wo man Personen hat, denen man vertraut.
00:17:55: Wir wissen mittlerweile auch, dass gute Beziehungen zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern einen sehr positiven Effekt auf den Lernzuwachs haben.
00:18:02: In der HETI-Studie ist die Effektstärke mit Punkt sieben zwei über diesem entscheidenden Punkt, also diesem sogenannten Hinschpoint, an dem es interessant wird.
00:18:13: Und deswegen können wir sicher sagen, dass eine Schule in der Schülerinnen und Schüler sagen, ich vertraue meinen Lehrkräften, meine Lehrkräfte wollen wirklich, dass ich lerne, die unterstützen mich beim Lernen und in meiner Persönlichkeitsentwicklung, dass das eine erfolgreiche Schule ist für unsere Gesellschaft.
00:18:30: Mir ist der Kontakt in die Schulen auch total wichtig.
00:18:32: Und was ich total rückenmelde bekomme ist, Wenn ich gerade von Schülerinnen und Schülern auch durch die Abschaffung von unerkündigten H-U's und auch die geht es gar nicht um die Einzelmaßnahme, sondern hey, da nimmt jemand wahr, es geht um mein Wohlbefinden und dass es mir nicht so gut geht.
00:18:46: Und das ist aber von manchen Kritikern wird das ja immer belächelt, wenn man sich um Wohlbefinden, das muss keinen, den soll es nicht so gut gehen in der Schule, das habe ich damals auch auszuhalten müssen, etc.
00:18:56: Du sagst aber schon, es ist nachweisbar, unter anderem mit Hetty, dass dieser Effekt von Wohlbefinden enorm wichtig ist.
00:19:04: lernen zu wachst und Kompetenz zu wachst, dann auch zu erreichen.
00:19:07: Ja, das würde ich so sagen und das ist in Kanada auch Konsens, glaube ich, gesellschaftlich.
00:19:12: Das kann man schon sagen.
00:19:13: Ich glaube, wenn es Kindern und Jugendlichen gut geht, sind sie sehr offen für Feedback und wir wissen das in der Leistungsbewertung.
00:19:19: Das formative Feedback, also dieses differenzierte Feedback, was auch Informationen enthält.
00:19:26: Wo stehst du in deinem Lernprozess gerade?
00:19:28: Was sind deine nächsten Fritte und woran musst du arbeiten?
00:19:31: Was ist das, was du jetzt dir durch eigenes Arbeiten auch aneignen musst als Nächstes?
00:19:37: Dafür sind sie viel offener, wenn es ihnen gut geht.
00:19:40: Und deswegen ist das wohlbefindende Voraussetzung dafür, dass Lernen gelingen kann.
00:19:45: Aber was die Leistungsbewertung angeht, können wir auch wissenschaftlich sagen, die Effekt stärken.
00:19:50: Also die Wirkung von formativen Feedback ist höher als die Wirkung von Noten, die am Ende einer Unterrichtseinheit kommen.
00:19:58: Das ist auch nachgewiesener Maßen so.
00:20:01: Das ist auch spannend.
00:20:03: Was ich auch häufiger nochmal höre, weil ich ja auch tatsächlich den Weg gemeinsam mit dir und anderen einschlagen möchte, noch viel stärker in diese Daten gestützte Schulentwicklung zu gehen, die du schon angesprochen hast.
00:20:17: Nicht noch eine zuherzliche Belastung, die Angst und die Sorge ist da, jetzt muss ich auch noch Daten erheben, etc.
00:20:22: Und wann soll ich das im Alltag alles noch machen?
00:20:25: Und Lehrer stehen ja auch unter großem Druck und fühlen sich auch unter großem Druck, sich rechtfertigen zu müssen, gegenüber Eltern, teilweise aber auch den Anforderungen der Gesellschaft und der Politik gerecht werden zu können und dann auch noch Raum für Pädagoik zu haben.
00:20:39: In dem Sinne, was ist aus deiner Sicht, welche Voraussetzungen braucht es denn, damit Daten tatsächlich helfen?
00:20:45: Genau, Daten müssen gut aufbereitet sein.
00:20:47: Und ich glaube, das ist das, wo wir in Deutschland in der Vergangenheit nicht so gut waren insgesamt in allen Bundesländern.
00:20:54: Daten müssen sehr nutzerfreundlich aufbereitet werden, sodass man sofort was mit ihnen anfangen kann.
00:21:00: Und das haben wir nicht getan.
00:21:02: Vielen Lehrkräften hat sich zum Beispiel gar nicht erschlossen, warum wir die Vergleichsarbeiten so wäre.
00:21:08: Es kommt ja auch sehr spät im Schuljahr, also erst im Mai.
00:21:10: Da kann man nicht mehr so viel mit den Daten anfangen, weil das Schuljahr ist schon fast zu Ende und die Lehrkräfte mussten es teilweise auch noch selbst kopieren, selbst auswerten.
00:21:18: Wir gehen aber jetzt in eine Zeit, in der wir Daten anders erheben.
00:21:22: nämlich stärker digital gestützt erheben.
00:21:25: Das bedeutet, die Lehrkräfte müssen diese sogenannten Screening-Daten dann nicht mehr selbst auswerten, sondern die können mit digitalen Tools sich relativ schnell den Überblick verschaffen über den Lernstand.
00:21:36: Werden das nicht selbst aus und das sind auch keine Klassenarbeiten, sondern das sind diagnostische Instrumente.
00:21:41: Ganz wichtig, wird nicht benotet.
00:21:45: Genau, ich will einfach verstehen, was hat dieses Kind jetzt schon verstanden und kann das Kind schon?
00:21:49: und was kann das Kind noch nicht?
00:21:51: Die Betonung liegt auf noch nicht.
00:21:53: Und wie können wir dieses Kind jetzt durch passende Förderangebote so unterstützen, dass es für sich diesen nächsten Schritt gehen kann?
00:22:00: Da bietet die Digitalisierung für die nächsten zehn, fünfzehn Jahre sehr viele Möglichkeiten, diese Prozesse für die Lehrkräfte deutlich zu verschlanken und zu vereinfachen.
00:22:09: In Singapur habe ich zum Beispiel gehört, wir nutzen diese Tools.
00:22:12: damit die Lehrkräfte am Ende weniger korrigieren müssen und mehr Zeit haben, pädagogisch mit den Kindern und Jugendlichen zu arbeiten.
00:22:20: Und das ist ja erst mal ein tolles Versprechen an die Lehrkräfte, weil jeder hat es ja auch mal studiert.
00:22:25: Also wir haben es ja auch deswegen studiert, weil wir mit jungen Menschen arbeiten wollten und nicht, weil wir stundenlang korrigieren wollten.
00:22:32: Also das ist eine Veränderung und an den kanadischen Grundschulen werden fast keine Klassenarbeiten mehr geschrieben, sondern im Hintergrund sind ganz, ganz viele diagnostische Tools im Einsatz.
00:22:42: Kennt immer ganz genau den Leeranstand der einzelnen Kinder.
00:22:44: Bei Daten stellen wir uns ja erst mal vor, dass wir durch Wunderte von Excel-Cheats uns irgendwie durchführen sollen.
00:22:49: Natürlich möchte das niemand machen.
00:22:51: Niemand möchte Excel-Cheats durchgucken, um da irgendwelche Muster zu erkennen.
00:22:55: Wir werden die nächsten zehn Jahre viel Zeit investieren müssen, um die Daten so aufzubereiten, dass sie wirklich Spaß machen, dass sie Freude bereiten und dass man ohne großen Aufwand Schlussfolgerungen daraus ableiten kann, auch für die Schulentwicklung.
00:23:10: Ich glaube, dann sind Daten wirklich hilfreich.
00:23:13: Und wir sehen es auch in der OECD-Tales-Studie.
00:23:16: Das ist ja die OECD-Studie zur Lehrer-Profession.
00:23:19: Leider ist Deutschland daran nicht beteiligt, was ich persönlich sehr bedauere.
00:23:22: Ich finde Österreich zum Beispiel ist beteiligt.
00:23:24: Und wir sehen in den OECD-Tales-Daten, dass Systeme, die mit Daten arbeiten und vor allem Systeme, die mit kooperativer Professionalität arbeiten, also mit einem hohen Maß an Teamarbeit, an Schulen, dass das auch die Systeme sind, wo die Lehrkräfte die höchste Berufs- haben und auch sich selbst subjektiv als gesund empfinden.
00:23:44: Das bedeutet, dass in diesen gemeinsamen Arbeitsprozessen steckt ein Entlastungspotenzial.
00:23:49: Und ich glaube, das sehen wir noch nicht in Deutschland.
00:23:51: Wir nehmen das noch nicht zur Kenntnis, dass darin eigentlich die Entlastung steckt.
00:23:55: Die Entlastung bedeutet, ich bin kein Einzelkämpfer mehr an der Schule, sondern nehmen wir mal Matheunterricht.
00:24:01: Es gibt dann Team Mathe an der Schule und Team Mathe hat eine Plattform und auf der Plattform ist alles aufbereitet.
00:24:09: Also der ganze Unterricht für die unterschiedlichen Stufen ist da aufbereitet.
00:24:13: Da ist ganz viel Material.
00:24:15: Das wird auch vom Landesinstitut entsprechend unterstützt.
00:24:18: Man muss das Rad nicht an der Schule neu erfinden.
00:24:20: Aber die Lehrkräfte haben sich das so strukturiert, wie es für sie passt.
00:24:23: Und die haben auch Zugriff auf solche Screening-Tools.
00:24:27: arbeiten im Team zusammen und dann bin ich nicht mehr in der Situation, dass ich meinen ganzen Matheunterricht immer alleine vorbereiten muss, dass jede Klassenarbeit alleine erstellen muss, dass jede Klassenarbeit alleine korrigieren muss.
00:24:39: Also da stecken erhebliche Synergieeffekte drin und die nutzen wir an der Schule noch nicht und man muss sagen... Also ich bin da immer so ein bisschen hart in dieser Aussage, aber in der Hinsicht sind Schulen auch noch so ein bisschen vor moderne Arbeitsplätze, weil in der Wirtschaft oder in der Wissenschaft ist es völlig klar, dass wir immer im Team arbeiten und wir sehen es auch bei den Schulpreisträger Schulen.
00:24:58: Es sind alles durch die Bankschulen, wo im Team gearbeitet wird.
00:25:02: Und ich sage mal, das bestärkt ja auch diejenigen, die schon so arbeiten, die glaube ich auch eine Unterstützung brauchen, um zu zeigen, hey, ihr seid auf dem richtigen Weg und wir wollen euch stützen.
00:25:13: Einzelkämpfer tun gesprochen.
00:25:15: Wenn ich meine Rolle als Lehrer reflektiere in der Zeit, in der ich da war, glaube ich, war ich auch noch viel zu sehr Einzelkämpfer.
00:25:21: Das hat mich so viel Kraft gekostet.
00:25:22: Ich habe das gern gemacht.
00:25:23: Aber in dem Zusammenhang, glaube ich, müssen wir auch gucken, was sagt unsere Lehrerpersönlichkeit.
00:25:27: Aber wir sagen, wie können wir auch andere Persönlichkeiten mit einbinden, um uns selber zu entlasten?
00:25:32: Und eine Entlastung aus meiner Sicht kann die Schulaufsicht, die hast du auch schon angesprochen, ja auch sein in solchen Prozessen und auch in solchen Beratungen.
00:25:39: In Kanada spricht man davon District Leadership.
00:25:42: Leadership ist häufig.
00:25:43: Thema in Finnland auch von Educational Leadership.
00:25:48: Was bedeutet denn die Rolle von Schulaufsichten und auch von Schulleitungen, um diesen Prozess auch dann auch mit unterstützen zu können und dann vielleicht auch mehr Sichtbarkeit von Entlastung und auch von Teamorientierung herzustellen?
00:26:00: Ja, es gibt diesen Begriff des Leading from the Middle, also Führen in der Mitte des Systems.
00:26:06: Und der ist neu in der wissenschaftlichen Literatur, den hatten wir nicht so oft im Schirm bis vor wenigen Jahren, weil es bedeutet, Schulsysteme sind dann wirksam, wenn sie nicht nur einen Top-Down und ein Bottom-Up haben, sondern wenn sie eine starke Mitte haben.
00:26:19: Und viele Bestrebungen in diesen Hochleistungsschulsystemen gehen dahin, die Mitte zu stärken.
00:26:24: Und die Mitte, das ist diese Achse zwischen Schulaufsicht und den Schulleitungen in der Region.
00:26:29: Die müssen zusammenarbeiten.
00:26:31: Die müssen sich auch als Team verstehen und regelmäßig zusammenarbeiten und auch gemeinsam Schulentwicklungsprozesse betreiben.
00:26:40: Und da verändert sich die Rolle der Schulaufsicht.
00:26:42: Sie wird stärker, es wird eine stärkere Führungsrolle.
00:26:45: Sie ist stärker unterstützend und beratend tätig und weniger kontrollierend.
00:26:50: Also sie geht viel stärker in dieses.
00:26:52: Ich nehme euch ernst als Schule.
00:26:53: Ich nehme euch wahr.
00:26:54: Ich kenne euch.
00:26:55: Ich nehme eure Probleme ernst und ich bin bereit auch in eine Unterstützung und Beratungsrolle zu gehen.
00:27:01: Und dazu muss die Schulaufsicht wiederholen, vom System unterstützt werden.
00:27:05: Denn die Schulaufsicht braucht dazu gute Fortbildungsangebote und sie braucht gute Hilfsmittel.
00:27:11: Also du meinst Fortbildungsangebote für sie selbst, also für ihre eigenes Personal.
00:27:15: Genau, das haben wir glaube ich vollkommen unterschätzt.
00:27:18: Ich glaube wir hatten in Deutschland praktisch keine Fortbildung für die Schulaufsicht in der Vergangenheit.
00:27:22: und die Schulaufsicht muss auch Zugriff haben auf Wissen, dass sie sehr nutzerfreundlich an die Schulen weitergeben kann.
00:27:29: Also nehmen wir das Thema Lesekompetenz, nehmen wir Kinder in Klasse drei oder vier, die noch nicht für sich lesen können.
00:27:36: Dazu gibt es Wissen aus der Wissenschaft.
00:27:38: Es gibt Tools, es gibt Wissen, was wir tun können.
00:27:41: Wir haben auch Informationen darüber, wie wir Lesemotivationen passgenau fördern können.
00:27:46: Dieses Wissen müssen die Landesinstitute so aufbereiten, dass die Schulaufsicht über eine Plattform zum Beispiel sofort darauf zugreifen kann, in Form von kurzen Videos oder von kurzen Texten.
00:27:57: Und dann kann Schulaufsicht das auch passgenau an Schule weitergeben und sagen, guckt mal, zu eurem Problem haben wir Wissen und das gucken wir uns jetzt mal gemeinsam an.
00:28:06: Das diskutieren wir gemeinsam und dann überlegen wir, was lernen wir daraus.
00:28:10: Das heißt aber auch, du hast ja auch am Anfang schon vom lernenden System gesprochen.
00:28:15: Wir haben jetzt eine Akademie für unsere Schulbehörde eingerichtet, um genau die Qualifizierung zu gehen und weiterentwickeln.
00:28:22: Das heißt, du würdest auch sagen, das lernende System gilt auch für die Verwaltungsebenen, für die behördlichen Ebenen, die sich weiterentwickeln müssen, um dann auch in dieser deutlichen Rolle auch anders wahrgenommen und auch anders agieren zu können.
00:28:35: Ja, finde ich super.
00:28:36: So eine Akademie ist eine tolle Sache, glaube ich, weil das ja genau darauf einzahlt, diese Mitte zu stärken.
00:28:42: Und die Mitte... zu professionalisieren und auch in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, in ihrem professionellen Selbstbewusstsein.
00:28:50: Weil das, was wir am Anfang besprochen haben, das Vertrauen ist so wichtig und wir haben ja auch in der Forschungsliteratur den Begriff des professionellen Vertrauens.
00:28:59: Also wir sprechen ja sogar von professionellem Vertrauen, wenn wir Vertrauen im professionellen Handlungskontext meinen.
00:29:05: Und es ist die Rolle der Mitte des Schulsystems, dieses professionelle Vertrauen aufzubauen und zu stärken.
00:29:11: Und das bedeutet, wir glauben an die Ihnen.
00:29:14: Integrität der anderen Akteuren und Akteure.
00:29:16: Wir wollen uns gegenseitig nichts Böses.
00:29:18: Wir wollen uns gegenseitig unterstützen.
00:29:20: Wir geben unser Wissen weiter.
00:29:22: Wir geben unsere Informationen weiter.
00:29:24: Wir öffnen unsere Schulen.
00:29:25: Wir öffnen unsere Klassen.
00:29:26: Wir zeigen, dass was gut funktioniert.
00:29:28: In Kanada nennt man das auch Show and Tell.
00:29:30: Also etwas zeigen und darüber reden.
00:29:32: Sehr kanadisch.
00:29:34: Das heißt, wir laden andere Menschen an unseren Schulen ein und sagen hier, ihr könnt euch das angucken.
00:29:38: Und das ist das, worauf wir hier stolz sind an der Schule.
00:29:41: Wir wollen aber auch bei euch gucken kommen.
00:29:43: was ihr macht bei euch an der Schule.
00:29:44: Und dann wollen wir gemeinsam daraus lernen.
00:29:46: was funktioniert.
00:29:48: Das erinnert mich total an unsere Hospitationsschulen.
00:29:50: Wir haben so Netzwerk-Hospitationsschulen in Rheinland-Pfalz.
00:29:53: Das erinnert mich total daran, weil das wird total stark nachgefragt, dass Leute aus Schulen hinfahren zu diesen fünfzig Schulen, die sich dazu bereit erklärt haben und show and tell.
00:30:01: Also das ist ein Prozess, voneinander zu lernen ja auch.
00:30:05: Ja, und das muss auch Wechsel sein.
00:30:07: Jeder muss mal in die Lage kommen dürfen, was zu zeigen.
00:30:09: Und einige, die wollen gerne anfangen, die haben jetzt schon was, was sie zeigen können und andere, die werden vielleicht erst in fünf Jahren was zeigen.
00:30:16: Aber letztlich im System lebt dann, wenn alle auch sagen, hey, ich habe hier was, das würde ich euch gerne mal zeigen.
00:30:21: Das machen wir richtig gut an der Schule und da arbeiten wir gerade dran und es macht richtig Spaß.
00:30:26: und auch dieses so ein bisschen sich feiern.
00:30:29: Also das finde ich, kann man sich auch abgucken.
00:30:31: Die Fass hast du ja auch erlebt.
00:30:33: Die feiern sich ja.
00:30:35: Also die sind ja gemeinsam richtig stolz auf das, was die erreicht haben und die feiern das wirklich auch gemeinsam.
00:30:40: Das ist nicht so ich und meine Leistung, sondern hey, wir haben hier was Tolles auf die Beine gestellt gemeinsam.
00:30:45: Da sind wir auch, wenn ich dich stolz drauf.
00:30:47: Und da müssen wir auch hinkommen.
00:30:48: Ich glaube auch, dieses Stolzsein und dieses Feiern gemeinsam, das setzt auch mehr Kräfte frei, als wenn man, sag ich jetzt mal, nur auf Probleme schaut und denkt, oh Gott, das schaffe ich eh nie, sondern sich Ziele setzen, so funktioniert Schule auf Sicht ja auch in Kanada.
00:31:01: Das heißt, man verbindliche Ziele für die einzelnen Districte, aber auch für die einzelnen Schulen.
00:31:05: Und sich an Zielen dann dort zu orientieren, das ist aus meiner Sicht auch ein Ziel, das wir haben sollten, viel stärker zielorientiert auch mit Schulen zu arbeiten, damit wir auch gemeinsam... beraten können, wie könnt ihr diese Ziele erreichen und wie kann das ja auch immer im Sinne des Erfolgs jedes Kindes.
00:31:21: Und wie können wir da noch besser werden?
00:31:23: Ich glaube, das ist schon auch etwas, wo man deutlich, wenn man deutlich zielorientiert arbeitet, auch deutlich mehr feiern kann, am Ende, die es auch erreicht zu haben, als wenn man, sag ich jetzt mal, sich die Fuß im System weiterentwickelt.
00:31:34: Ja, die sprechen ja immer von Strategic Plans, also die gehen immer mit strategischen Maßnahmenplänen vor.
00:31:41: Das heißt, die haben ihre groben Ziele, diese großen Ziele, die sie gemeinsam abgesteckt haben und wo es auch ein Konsens drüber gibt.
00:31:47: und dann abgeleitet aus diesen großen Zielen und den Daten setzt sich jede schwule kleine Ziele immer für das nächste Jahr und für die nächsten drei Jahre.
00:31:57: Das ist immer gleichzeitig für ein Jahr, weil ein Jahr geht ja sehr schnell vorbei an den Schulen und gleichzeitig auch für die nächsten drei Jahre.
00:32:03: Und dann arbeitet man eben gemeinsam am Erreichen dieser Ziele und feiert auch jeden kleinen Erfolg.
00:32:09: Also das kann man sich auch da angucken.
00:32:10: Auch kleine Erfolge sind Erfolge.
00:32:12: Also ich glaube, wir Deutfen tendieren dazu, dann die Latte sehr hoch zu hängen und zu sagen, ach, wir sind nicht zufrieden, weil wir sind ja häufig nicht zufrieden.
00:32:19: Und dann hängen wir die Latte so hoch und dann fangen wir wieder an zu jammern, weil wir das Ziel nicht erreicht haben.
00:32:23: Und in Kanada sagen die auch, ein kleiner Erfolg ist ein Erfolg.
00:32:25: Also nehmen wir mal an, ich habe thirty-fünf Prozent Kinder an der Schule, die nicht gut lesen können.
00:32:29: Also wenn ich das reduziere auf thirty Prozent, dann ist das in Kanada... dann Erfolg.
00:32:34: Ja, und dann habe ich durch den Erfolg, habe ich wieder ganz viel Freude an der Arbeit, weil ich denke, oh wow, wir können ja was verändern.
00:32:39: Wir haben ja Erfolg.
00:32:40: Und im nächsten Jahr habe ich dann los von thirty-fünf Prozent auf fünfundzwanzig Prozent zu kommen.
00:32:44: Und wenn ich das dann zehn Jahre mache, ja, dann bin ich richtig gut.
00:32:48: Also das ist wie bei einem Sport.
00:32:51: Man muss halt trainieren, man muss dranbleiben.
00:32:53: Aber das ist wahrscheinlich ein realistischer Entwicklungszeitraum für Bildungsperspektiven, dass man nicht in einem, also sagen wir Kanada hat seinen Weg ja über achtzehn Jahre eigentlich im Endeffekt.
00:33:03: genau.
00:33:04: Also Ontario, zum Beispiel, wo wir auch waren, hat nineteenhundertsechsundneinzig das Dateninstitut gegründet.
00:33:12: Also vor dem PISA-Fog bei uns haben die erstes Dateninstitut gegründet.
00:33:16: Dann haben sie angefangen zu arbeiten.
00:33:17: zwischen zweitausend und zweitausendsechs kam dann der Change, der eigentliche Turnaround bei denen in Ontario.
00:33:24: Da haben sie dann auch diese Literacy und Numeracy Strategie.
00:33:28: Also das, was wir jetzt machen mit Startschungsten, also dass wir den Fokus auf die Basiskompetenzen richten, das haben die zwischen zwei Tausend und zwei Tausend sechs gemacht.
00:33:35: Dann haben sie gesehen, die Schulabbrecherquoten gehen zurück und die Basiskompetenzen gehen hoch.
00:33:41: Und dann haben sie so viel Mut gewonnen, dadurch, dass sie Erfolge hatten, also erste Erfolge hatten, dass sie dann immer weiter gemacht haben und die Schulen wirklich immer weiter verändert haben.
00:33:49: Und bei diesem gemeinsamen Verändern ist dann auch dieser Team Spirit entstanden, den wir dann auch bis heute wahrnehmen, der ja bis heute ganz stark in diesem System verankert ist.
00:33:58: Aber das heißt, du sagst schon, Startchancen?
00:34:00: nochmal zum Abschluss auch zu schauen.
00:34:03: Wir haben ja durchaus auch schon einige Dinge aus gelernt und Startchancen ist jetzt seit einem Jahr am Start mit Fokussierung auf speziell herausfordernde Lagen und Schulen in diesen Lagen.
00:34:15: Du würdest schon sagen, dass das auch ein richtiger Schritt ist, der einzigartig eigentlich ist in den Bereichen von Bund und Ländern, dass man so gezielt an diesen Basiskompetenz, sondern Bildungsgerechtigkeit auch arbeitet.
00:34:26: Macht dir das Mut auch, dass wir vorankommen in den Zielen, um den Kindern noch besser gerecht zu werden?
00:34:33: Auf jeden Fall.
00:34:34: Ja, ich meine, was ich gut finde, ist, dass es auf zehn Jahre angelegt ist und nicht auf diese drei Jahre die übliche Projektitis.
00:34:41: Ich glaube aber, dass wir auch wirklich Mut haben, strukturell und kulturell einiges zu verändern.
00:34:46: Also, ich glaube, was ich gerne sehen würde, ist, dass Teamarbeit an Schulen eine hohes Maß an verbinden.
00:34:53: und auch strukturell abgesichert ist.
00:34:55: Und ich könnte mir sogar vorstellen, dass man sagt, man schraft entweder zusätzliche Deputate und wenn es nicht möglich ist, was ja sein kann in der aktuellen finanziellen Lage in der Deutschland ist, dass man sogar sagt, man reduziert die Unterrichtzeit, schafft vielleicht eine Betreuungszeit und sichert aber eine wöchentliche Teamzeit, die aber absolut verbindlich ist für die Lehrkräfte.
00:35:17: Du meinst, dass auch das Team sich zusammenschließen kann und weiterentwickeln
00:35:21: kann?
00:35:21: Die Team an der Schule muss eine Zeit haben, in der es verbindlich, wöchentlich zusammenarbeitet, weil ich glaube, das ist der Motor für Schulentwicklung.
00:35:29: Haben wir ja auch in Kanada gesehen, die machen das ja so.
00:35:31: Die haben ja wöchentlich verbindliche Teamzeiten an den Schulen, in denen dann unterschiedliche Teams in unterschiedlichen Konstellationen zusammenarbeiten.
00:35:39: Mal trifft sich Team Mathe und Team Deutsch.
00:35:43: Anderes Mal gibt es ein gemeinsames Thema und dann kommt jemand aus der Schulpsychologie und erzählt was über Resilienz von Kindern und Jugendlichen.
00:35:50: Und eine Woche später ist es dann ein anderes Thema.
00:35:54: Aber es gibt einfach eine verbindliche, wöchentliche Teamzeit.
00:35:58: Und das sehen wir in Japan, das sehen wir in Singapur, das sehen wir in Kanada, das sehen wir in Estland.
00:36:02: Das sind alles hochkolaborativ arbeitende Schulen.
00:36:05: Und bei uns ist dieses Problem nicht gelöst.
00:36:07: Das ist strukturell nicht abgesichert.
00:36:09: Und wir müssen da einen Weg finden.
00:36:11: wie wir zu so einer gemeinsamen Teamarbeitszeit kommen, weil das ist der Motor der Schuleentwicklung.
00:36:16: Ja, ganz herzlichen Dank, liebe Anne, für deine fachliche Perspektive und deine emotionale Verbundenheit auch tatsächlich zu diesen Weiterentwicklungen auch, die man, die du in Kanada auch gesehen hast und ja auch aus mehreren Büchern und etc.
00:36:31: ja auch, die mittlerweile zur Standardliteratur geworden sind, dann auch ja immer wieder darlegst.
00:36:36: Herzlichen Dank für deine mutmachende Perspektive auch und die Lust auf Weiterentwicklung von Schule, die viele, viele Zuhörerinnen und Zuhörer ja auch hier beim unserem Podcast auch teilen.
00:36:47: Und ich bin froh, dass wir unseren Kontakt nach dem Studium dann wieder aufgenommen haben und auch im Austausch bleiben.
00:36:53: Und freue mich dann, dass wir auch in im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr.
00:37:14: Ich wünsche dir eine schöne Zeit und einen guten Start in ein gesundes, friedliches und zusammenhaltendes Jahr.
00:37:21: Auf bald!
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